Deep Dive
13.07.2020 ( Lesezeit: 3 min )Eine hybride Konferenz hat andere Möglichkeiten als eine Präsenzveranstaltung. Online hat man zum Beispiel bezüglich der Anzahl der Räume keine Beschränkung. Das sollten wir ausnutzen.
Eine Idee könnte sein, dass man zu allen Vorträgen direkt im Anschluss eine Deep Dive Session anbietet. Im einfachsten Fall könnte der Webinar-Raum 30 Minuten länger geöffnet bleiben, so dass Interessierte dem Sprecher noch Fragen über den Vortrag stellen können. Da die nachfolgenden Vorträge in anderen virtuellen Räumen stattfinden, gibt es keinen Grund für ein hartes Ende. Natürlich werden die meisten Zuhörer zu anderen, nachfolgenden Vorträgen abwandern. Aber mit ein paar Verbliebenen ergeben sich für die Sprecher die interessantesten Gespräche und Diskussionen. Das ist für beide Seiten hilfreich und genau einer der Gründe, warum viele von uns auf Konferenzen gehen.
Wenn der Vortragsraum länger offen bleibt, wäre ein direktes Gespräch mit Video und Ton das Optimum. Bei den meisten Videokonferenz-Tools ist das technisch auch möglich, aber organisatorisch immer etwas aufwändiger. Es braucht einen Moderator, der die verbliebenen Teilnehmer für den Video-Chat manuell freischaltet. Natürlich würde auch der Text-Chat ausreichen, da kommen dann aber keine echten Gespräche und damit kein gegenseitiger Austausch zustande.
Alternativ könnte man auch eine separate After-Session anbieten und dafür bewusst das Tool wechseln. Das Publikum wechselt von mehreren Dutzend, vielleicht sogar hunderten zu einigen wenigen Menschen. Die wollen einfach noch tiefer in das Thema einsteigen und dem Sprecher zum Beispiel beim Live Coding über die Schulter schauen. Je nach Anzahl der Zuhörer könnte ein Moderator die Session steuern, ggf. kann dass der Sprecher nach einer Einweisung sogar selbst. Über slido könnten Teilnehmer schon während des eigentlichen Vortrags Fragen einreichen und upvoten. In der anschliessenden Deep-Dive Session werden diese Fragen im Video-Chat beantwortet. Die “Mutigen” bzw. “Extrovertierten” aus dem Publikum können sogar persönlich ihre Fragen aussprechen, indem ihr Mikrofon freigeschaltet wird. Slido bringt noch viele weitere Funktionen wie Umfragen, Quizspiele, anonyme Fragen usw. mit, um das After-Event möglichst interaktiv und kommunikativ zu gestalten.
Wichtig wäre dabei aber eine Planung, bei der sich die Deep-Dive Sessions nicht mit anderen thematisch ähnlichen Vorträgen überschneiden. Hier könnten einfach großzügigere Pausen eingeplant werden. Für viele ist es eine willkommene Abwechslung, um die anstrengenden Videokonferenzen zu unterbrechen und ggf. auch mal für ein paar Minuten frische Luft zu schnappen. Für andere bietet sich die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern, Sprechern oder Ausstellern virtuell zu vernetzen. Dadurch würde man den berühmten Hallway Track in der Remote-Welt simulieren. Im einfachsten Fall können das nur Videokonferenz-Räume sein, in denen man entweder thematisch oder ganz frei (virtuelle Kaffeeküche, Flur etc.) mit Gleichgesinnten ins Gespräch kommen kann. Das ist nicht optimal, aber immerhin recht nahe an der Realität. Da muss man ja letztlich auch Räume wechseln und kann dort jederzeit mit anderen Menschen ein Gespräch beginnen.
Leider fühlt sich das Wechseln von eigentlich weit auseinander liegenden Räumen eher wie teleportieren an. Schließlich wird man nicht gezwungen, über einen bestimmten Weg verschiedene Räume zu durchlaufen und kommt dadurch auch nicht zufällig an anderen Teilnehmern oder an den Ständen der Aussteller vorbei. Dafür müsste man sich in einer virtuellen Welt bewegen können. Tatsächlich gibt es genau dafür bereits Anbieter wie zum Beispiel Mozilla Hubs oder gather.town. Da fühlt man sich ein bißchen wie in einem Adventure oder Jump-and-run-Spiel und stösst beim Herumlaufen automatisch auch auf andere virtuelle Personen. Über Audio- oder sogar Video-Chats kann man in kleineren Gruppen sogar richtig mit den anderen Personen sprechen. Dazu dann aber mehr in einem anderen Blog-Beitrag …